Ein fliegender Storch.

Hohe Arbeitslosigkeit = Rückgang der Geburtenrate ?

In einer aktuell veröffentlichen Studie des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung, über die in verschiedenen Zeitungen und Online-Portalen berichtet wurde (mal mehr, mal weniger reißerisch) ist zu lesen, dass die massiv ansteigende Arbeitslosigkeit in einigen Ländern der EU dort über die letzten Jahre zu einem Rückgang der Geburtenrate geführt hätte. So zumindest die vereinfachende Interpretation zahlreicher Medien. Etwas vorsichtiger formuliert es die wissenschaftliche Quelle, eben besagte Studie: Dass negative Effekte der Krise auf die Geburtenrate bestehen sei nicht ausgeschlossen, da ein zumindest statistischer Zusammenhang nachweisbar sei. Ob nicht andere Faktoren wie kulturelle Prägungen, Alter oder politische Rahmenbedingungen ebenso entscheidend seien, lässt die Studie hingegen bewusst offen.

Ich denke, unabhängig von wissenschaftlichen Erhebungen und statistischen Kennzahlen, dass der beschriebene Zusammenhang zwischen Anzahl der Geburten und Höhe der Arbeitslosigkeit ein ziemlich offensichtlicher ist:
Selbstverständlich überlegt es sich ein junger Mensch ohne einigermaßen sichere Einkommensperspektive zweimal, ob sie oder er einen möglichen Kinderwunsch tatsächlich umsetzt – insbesondere auch im Interesse des künftigen Kindes. Das ist schlicht eine rationelle Entscheidung. Natürlich wirkt ein deregulierter Arbeitsmarkt mit Kettenbefristungen, unsicherer Leiharbeit, Niedriglöhnen oder gar Arbeitslosigkeit zumindest bremsend auf die Geburtenrate. Wer Unsicherheit in Bezug auf die eigene Zukunft verspührt, macht sich erst recht Sorgen über die Zukunft eines Kindes. Nicht gerade hilfreich beim Kindermachen.

Um nicht missverstanden zu werden: Dies soll keinesfalls bedeuten, dass Menschen, die sich trotz individuell unsicherer Einkommenslage für ein Kind entschieden haben (oder denen es „einfach so” passiert ist) irrational sein. Die Entscheidung für oder gegen ein Kind alleine von finanziellen Begebenheiten abhängig zu machen hingegen wäre eine ziemlich unvernünftige. Mehr noch: Eine so bedeutsame Lebensentscheidung von ökonomischen Faktoren abhängig machen zu müssen – denn nichts anderes ist Folge und auch der häufige Subtext gegenwärtiger „Familienpolitik” – ist zutiefst inhuman.

Kinder brauchen Kitas!Denn: Worauf lassen sich die neueren „Errungenschaften” deutscher Familienpolitik wie Elterngeld oder gar die vollkommen blödsinnige Betreuungsprämie letztlich zuspitzen? Dass Kinder von Menschen mit mehr Geld erwünschter sind als Kinder von Menschen mit weniger Geld. Anders ist nicht zu erklären, warum eine (in ihrer konkreten Ausgestaltung völlig unzureichende) pauschal gewährte Unterstützung wie das Erziehungsgeld durch die Lohnersatzleistung Elterngeld abgelöst worden ist.

Und wer meint es sei eine gute Idee, hunderte Millionen Euro dafür aufzuwenden um das vorsintflutliche Geschlechterrollenbild einer erzkonservativen Klientel durch die Betreuungsprämie alias „Herd-Prämie” zu subventionieren, statt dieses Geld in den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen zu stecken, sollte sowieso aufhören auf meiner Webseite zu lesen.

Letztlich überhaupt nicht entscheidend ist, wie viele Kinder geboren werden. Sehr entscheidend aber ist, unter welchen Bedingungen Kinder aufwachsen können und welche Perspektiven sie haben – und hierzu zählen zwingend auch die Möglichkeiten und gesicherten Lebensperspektiven der jeweiligen Eltern. Hier müsste eine Familienpolitik ansetzen, die sich statt an irgendwelchen statistischen „Erfolgsmeldungen” tatsächlich am Kindeswohl orientiert. Und zwar am Wohl eines jeden einzelnen Kindes – ob von reicheren oder ärmeren Eltern, unabhängig vom Hintergrund der Eltern, ob diese alleinerziehend sind oder nicht, ob ehelich oder nicht-ehelich, in welcher Lebensform die Sorgeberechtigten auch immer zusammenleben.

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