Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass es in Schleswig-Holstein einen weiteren gesetzlichen Feiertag geben wird. Bedauerlich ist allerdings, dass dieses mit dem Reformationstag (31. Oktober) ein konfessionell gebundener sein soll. Weniger als die Hälfte der schleswig-holsteinischen Bevölkerung gehören noch einer evangelischen Kirche an, mit abnehmender Tendenz.
„Ein weiterer gesetzlicher Feiertag in Schleswig-Holstein war überfällig,“ so Stefan Karstens, Mitglied im Landesvorstand der LINKEN, „dass aufgrund einer Hinterzimmerabsprache der norddeutschen
Regierungschefs hier jetzt aber eine Festlegung auf den Reformationstag durch die Landtage gepeitscht wird, wird der vorangegangenen Debatte in keiner Weise gerecht. Feiertage sollen, neben dem Aspekt der Arbeitsfreiheit und Erholung, immer auch dem gesellschaftlichem Zusammenhalt dienen und auf einen Anlass bezogen sein, welcher für große Teile der Bevölkerung relevant ist. Mit dem Weltfrauentag (8. März), dem Tag der Befreiung (8. Mai) oder dem Weltkindertag (1. Juni) standen hier Anlässe zur Debatte, welche ein Symbol für das Selbstverständnis des demokratischen Gemeinwesens dargestellt hätten. Auch Vorschläge, welche sich auf die schleswig-holsteinische Verfassungsgeschichte oder das Gedenken an den Kieler Matrosenaufstand bezogen, wären diesem Ziel gerecht geworden. Der kirchliche Reformationstag aber ist nur für eine schrumpfende Religionsgemeinschaft relevant, repräsentiert die Mehrheit der schleswig-holsteinischen Gesellschaft nicht und bleibt dadurch inhaltsleer. Ärgerlich ist hier vor allem das Einknicken der Grünen, die ihre anfangs laut vorgetragene und gut begründete Ablehnung eines weiteren religiösen Feiertages der „Koalitionsdisziplin“ und dem eigenen Machterhalt geopfert haben.“