„Angesichts der Ergebnisse des Ausbildungsreports entsteht der Eindruck, dass Auszubildende für viele Betriebe im Norden nur besonders billige Arbeitskräfte sind. Es ist nicht hinzunehmen, dass grundlegende gesetzliche Mindeststandards nicht eingehalten werden und Gesetzesbrüche an der Tagesordnung sind“, kommentiert Sebastian Borkowski, jugendpolitischer Sprecher der LINKEN, die Ergebnisse des heute vorgestellten Ausbildungsreports der DGB-Jugend.
Sebastian Borkowski zu den notwendigen Konsequenzen: „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ausbildung in Schleswig-Holstein findet nicht im Wunschberuf statt, ist schlecht bezahlt und verstößt an vielen Stellen gegen Berufsbildungsgesetz und Jugendarbeitsschutzgesetz. Die Studie belegt, dass es nicht nur einzelne schwarze Schafe sind, die Auszubildende vornehmlich als billige Arbeitskräfte ausbeuten, sondern dahinter insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe System zu stecken scheint, während den Verantwortlichen jegliches Unrechtsbewusstsein fehlt. Die Linke in Schleswig-Holstein fordert eine Überarbeitung der Ausbildungsgesetze, die eine Mindestausbildungsvergütung auch für schulische Ausbildungen sicherstellt, die gesetzliche Lücken schließt, die zur Ausbeutung und finanziellen Belastung Auszubildender genutzt werden, und die den Bildungscharakter einer Berufsausbildung konkretisiert. Versteckte Kosten, die eine im Bundesvergleich unterdurchschnittliche Ausbildungsvergütung von 705 Euro im Monat weiter schmälern, müssen bekämpft werden. Dazu brauchen wir neben dem kostenlosen Azubi-Ticket eine verpflichtende Übernahme aller Ausbildungskosten durch die Arbeitgeber, egal ob Fahrtkosten, Kopierkosten, Werkzeuge oder Schulungsmaßnahmen.“
Stefan Karstens, arbeitspolitischer Sprecher der Landes-LINKEN, kritisiert die Untätigkeit der Landesregierung: „Wer seit Jahren ein Bundesland regiert, in dem fast 40 Prozent der Auszubildenden regelmäßig Überstunden leisten müssen, über 70 Prozent ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen und rund 60 Prozent auch krank zur Arbeit erscheinen, sollte den Begriff ‚gute Arbeit‘ nicht mehr in den Mund nehmen. Ausbildende Betriebe müssen endlich scharf kontrolliert und Verstöße spürbarer sanktioniert werden. Das Vertrauen in die Arbeitgeber zu setzen, sich selbst zu kontrollieren, führt zu keinen Veränderungen. DIE LINKE Schleswig-Holstein forderte schon in der letzten Legislaturperiode unabhängige wirksame Kontrollen und die Einrichtung einer unabhängigen Ombudsstelle, um unsere jungen Kolleginnen und Kollegen wirksam zu schützen.“
Weitere Informationen: Ausbildungsreport Schleswig-Holstein 2017: Überstunden, Hetze, Unzufriedenheit